Wait Until Dark
Ein Filmtitel, der auch als Anweisung für den Vorführer dient: Wait Until Dark |
Wenn die anfänglichen Probleme nachgelassen haben und die
stark auffällige Broadwayherkunft von Wait
Until Dark (interessant: die Abstufungen unterschiedlich dunkler
Grautöne bei der Titeleinblendung)akzeptiert worden sind, etwa die Nutzung von
Auf- und Abgangsmöglichkeiten oder bestimmte Dialoge und Dialogsituationen,
entfaltet sich ein böser Thriller mit einer spannenden Nutzung des
Audiovisuellen. Am auffälligsten von beiden Ebenen ist die akustische, in der
die Filmmusik (Henry Mancini) gemeinsam mit dem diegetischen Ton wirkt.
Durch ihren Ehemann ist eine erblindete Susy (überzeugend: Audrey
Hepburn) in den Besitz einer Puppe gekommen, die für Drogenschmuggel benutzt
wird. Die Schmuggler locken den Ehemann weg und holen nun aus, um seiner Frau
zu Puppe zu entlocken.
In der ersten Szene mit den Gangstern in Susys Wohnung ist etwa
das Mittel der Stille unheimlich
effektiv eingesetzt, dass ich fast meinen Atem anhalten musste. Kontrastiert
wird dies etwa durch die lärmende Szene gegen Ende mit lauter Musik und
Hepburns Geschrei.
Auf der visuellen Ebene steht dem die Nutzung des Mobiliars
entgegen. Bereits in einer frühen Szene nutzt das Gangsterpärchen es, um sich
gegenüber dem großen Antagonisten zu behaupten, später kommt es aber zum – von
mir erwarteten, was mich besonders stolz macht – Highlight. Alle Lampen wurden
zerstört, in der Dunkelheit will die Blinde Oberhand gewinnen, doch wird der
Kühlschrank als Lichtquelle eingesetzt und bringt das Kräfteverhältnis noch
einmal ordentlich ins Wanken. Großartig ist der Antagonist, wobei alle drei
Bösewichte prägnante Charaktereigenschaften vorweisen können.
Dabei weiß Regisseur Terence Young, von dem drei der ersten vier Filme über einen populären Agenten mit der Lizenz zum Töten stammen, auch, dass weniger mehr
sein kann: So verrät bloß ein Telefonklingeln die Figur Mike in dessen
Abwesenheit als jemanden, der der Protagonisten
nur etwas vorspielt. Insgesamt liefert er hier wieder mal ein insgesamt starkes
Stück ab. Dass bei Hepburns Reaktion ebenfalls weniger mehr gewesen wäre, kann
ich ihr leider nur 50 Jahre zu spät mitteilen. Angesichts der Herkunft des
Stoffes wundert ihr theatralisches Schauspiel dabei kaum.
Auch dramaturgisch hochklassig
ist die Fokalisierung: Über das Verhältnis von Sehen und Hören, mit Gloria, dem
Nachbarsmädchen, als Zünglein an der Waage, wird Suspense aufgebaut, die Vor-
und Nachteile der Gangstern im Konflikt mit Susy oder auch untereinander schwanken
und werden von Szene zu Szene neu definiert, was dramaturgisch eine Dynamik zur
Folge hat, die gemeinsam mit der Suspensenutzung ein zu jedem Zeitpunkt
spannendes Werk zur Folge hat.
Wie man am letzten Punkt schon bemerkt, sind meine Notizen
zum Film diesmal nicht besonders reichhaltig. Vielleicht besticht ja hier die
simple Komplexität oder vice versa. Das Verhältnis von Filmmusik, diegetischem
Ton (darunter ggf. diegetische Musik, nämlich jene, der Puppe) und
filmophanischem Ton scheint diesmal der kreativste Part des Films zu sein und
wird vielleicht in einer In-depth-Analyse unter die Lupe genommen. So vielleicht
auch die Frage, warum Susy den Gangstern die Puppe nicht einfach gibt.
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JAH
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