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Mittwoch, 13. September 2017

Ich sehe was, was sie nicht sieht


Wait Until Dark

Ein Filmtitel, der auch als Anweisung für den Vorführer dient: Wait Until Dark

Wenn die anfänglichen Probleme nachgelassen haben und die stark auffällige Broadwayherkunft von Wait Until Dark (interessant: die Abstufungen unterschiedlich dunkler Grautöne bei der Titeleinblendung)akzeptiert worden sind, etwa die Nutzung von Auf- und Abgangsmöglichkeiten oder bestimmte Dialoge und Dialogsituationen, entfaltet sich ein böser Thriller mit einer spannenden Nutzung des Audiovisuellen. Am auffälligsten von beiden Ebenen ist die akustische, in der die Filmmusik (Henry Mancini) gemeinsam mit dem diegetischen Ton wirkt.
Durch ihren Ehemann ist eine erblindete Susy (überzeugend: Audrey Hepburn) in den Besitz einer Puppe gekommen, die für Drogenschmuggel benutzt wird. Die Schmuggler locken den Ehemann weg und holen nun aus, um seiner Frau zu Puppe zu entlocken.

In der ersten Szene mit den Gangstern in Susys Wohnung ist etwa das Mittel der  Stille unheimlich effektiv eingesetzt, dass ich fast meinen Atem anhalten musste. Kontrastiert wird dies etwa durch die lärmende Szene gegen Ende mit lauter Musik und Hepburns Geschrei.
Auf der visuellen Ebene steht dem die Nutzung des Mobiliars entgegen. Bereits in einer frühen Szene nutzt das Gangsterpärchen es, um sich gegenüber dem großen Antagonisten zu behaupten, später kommt es aber zum – von mir erwarteten, was mich besonders stolz macht – Highlight. Alle Lampen wurden zerstört, in der Dunkelheit will die Blinde Oberhand gewinnen, doch wird der Kühlschrank als Lichtquelle eingesetzt und bringt das Kräfteverhältnis noch einmal ordentlich ins Wanken. Großartig ist der Antagonist, wobei alle drei Bösewichte prägnante Charaktereigenschaften vorweisen können.

Dabei weiß Regisseur Terence Young, von dem drei der ersten vier Filme über einen populären Agenten mit der Lizenz zum Töten stammen, auch, dass weniger mehr sein kann: So verrät bloß ein Telefonklingeln die Figur Mike in dessen Abwesenheit als jemanden, der der  Protagonisten nur etwas vorspielt. Insgesamt liefert er hier wieder mal ein insgesamt starkes Stück ab. Dass bei Hepburns Reaktion ebenfalls weniger mehr gewesen wäre, kann ich ihr leider nur 50 Jahre zu spät mitteilen. Angesichts der Herkunft des Stoffes wundert ihr theatralisches Schauspiel dabei kaum.
Auch dramaturgisch hochklassig ist die Fokalisierung: Über das Verhältnis von Sehen und Hören, mit Gloria, dem Nachbarsmädchen, als Zünglein an der Waage, wird Suspense aufgebaut, die Vor- und Nachteile der Gangstern im Konflikt mit Susy oder auch untereinander schwanken und werden von Szene zu Szene neu definiert, was dramaturgisch eine Dynamik zur Folge hat, die gemeinsam mit der Suspensenutzung ein zu jedem Zeitpunkt spannendes Werk zur Folge hat.

Wie man am letzten Punkt schon bemerkt, sind meine Notizen zum Film diesmal nicht besonders reichhaltig. Vielleicht besticht ja hier die simple Komplexität oder vice versa. Das Verhältnis von Filmmusik, diegetischem Ton (darunter ggf. diegetische Musik, nämlich jene, der Puppe) und filmophanischem Ton scheint diesmal der kreativste Part des Films zu sein und wird vielleicht in einer In-depth-Analyse unter die Lupe genommen. So vielleicht auch die Frage, warum Susy den Gangstern die Puppe nicht einfach gibt.


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JAH

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