Greatest Showman
Genießt den Jubel: Hugh Jackman |
Im Film von Regisseur Michael Gracey über die Geschichte P.T.
Barnums, der ein großes Zirkusspektakel auf die Beine stellen will, hat sich
der Protagonist (Hugh Jackman) an einigen Stellen mit einem Kritiker
auseinanderzusetzen. Barnum will mit seinem Spektakel die einfachen Leute
faszinieren, während Mr. Bennett die Show verreißt und ihr vorwirft, oberflächlich
und auf visuelle Reize konzentriert zu sein. Der Film weiß, wie und wo er sich
auf dieser Skala verortet und so verwundert es im Nachhinein kaum noch, dass auf
der IMDb interessanterweise positiven Publikumsbewertungen (8,0) nur verhaltene
Kritiken (Metascore 48, Stand 10.02.2018) gegenüberstehen.
Barnum ist auf der Suche nach Spektakel, das ihm erst dann
gut genug ist, wenn es Breitenwirkung gewinnt. Ein erster Versuch geht nach
hinten los. Dann entdeckt er „Freaks“ für sich. Hier steckt mehr dahinter, als
nur ein Auslachen. Sie bringen eine Faszination mit sich, und Barnum bringt
nicht nur diese Faszination auf die Bühne, sondern auch die Menschen dahinter,
die mit ihren Abweichungen von Konventionen den Weg aus ihren Verstecken ins
Rampenlicht finden. Sei, wer du bist – im großen Stil.
Dasselbe gilt für Barnum. Sein Streben nach Anerkennung auch
in den Kreisen der Oberschicht entfernt ihn von seinen Wurzeln: Von seiner
Familie und seinem Zirkus. Er riskiert beides, als er mit der in Europa
verehrten Sängerin Jenny Lind durch die Vereinigten Staaten tourt. Als sein
Leben dann in Trümmern liegt, besinnt er sich auf das zurück, was er eigentlich
will und findet neue Wege, ein Spektakel auf die Beine zu stellen, bei dem sein
Team und er sich sicher sind: „This is the Greatest Show!“ Dass der Film dabei
seinem zuweilen etwas unzugänglichen Fokalisator, gespielt vom unverschämt
charismatischen und gutaussehenden Method Actor Hugh Jackman, folgt, hat dabei
zweischneidige Auswirkungen.
Zum einen beweisen
die Filmemacher ein gutes Auge für schöne und visuell beeindruckende Aufnahmen.
Bereits am Anfang gelingt ein schnittloser Szenenwechsel aus einer zunächst als
Gegenwart der Diegese angenommenen Shownummer zurück zur Kindheit des
Protagonisten. Auch in späteren Szenen, gerne auch den kreativ choreographierten
Gesangseinlagen, gibt es visuell
beeindruckende Bilder, die sich auch ihrer Nähe zum Kitsch nicht schämen.
Dabei sollte auch noch angemerkt werden, dass nicht nur die
Optik spektakulär sein kann. Auf der Audiospur finden sich Titel wie „This is me“ und natürlich das musikalische Flaggschiff des Films, „The Greatest Show“,
die besonders herausstechen; überhaupt ist es eine interessante und nicht
schiefgehende Idee, einen in der Vergangenheit angelegten Film mit Songs zu
bestücken, die instrumentell überhaupt nicht in seine diegetische Gegenwart
passen.
Andererseits muss doch auch der Bennet’schen Sicht ein
bisschen Platz eingeräumt werden: Auf seinem dramaturgisch soliden Fundament
verpasst es der Film, an passenden Momenten in die Tiefe zu gehen, bzw.
vermeidet sogar bewusst auf längere Problemlösung angelegte Konfliktsituationen
auch in dieser Form aufzulösen. Dadurch wird die Handlung zwar immer weiter
vorangebracht, was dabei nicht durchgängig dynamisch vonstattengeht, doch das
filmische Musical gerät damit ab und an aus dem Rhythmus. Pausen, in denen
bestimmte, gerade erreichte dramaturgische Konstellationen ausgebreitet werden
und sich dann weiter entfalten können, können mehr Tiefe geben, als ein paar
feuchte Augen der Figuren.
Diesen werden, wie man es bei dieser Thematik auch erwarten
darf, Charakterbögen und Entwicklungen der Beziehungen innerhalb ihrer
Konstellation zugestanden, jedoch werden diese nur oberflächlich behandelt.
Dass Greatest Showman es so weit
kommen lässt, ihm Oberflächlichkeit ankreiden zu können, ist letztendlich sein
eigenes Verschulden. So erscheint der Film an manchen Stellen etwas
unschlüssig, ob die Idee, ein oberflächliches Spektakel zu machen, einen Film
noch immer tragen kann und kokettiert daher mit einer Komplexität, an die er
sich dabei nie wirklich herantrauen mag.
Das Spektakel, das der Film bietet, lässt er sich dennoch
nicht mehr nehmen.
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JAH
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