Hier finden (oder wenigstens versuchen)

Montag, 18. Mai 2020

Nicht Christopher Nolans Tarzan


Hat den Vibroshaper im Keller seines viktorianischen Schlosses: Tarzan (rechts).

The Legend of Tarzan

In The Legend of Tarzan wird versucht, eine düstere Erzählung mit der Filmfigur Tarzan auf die Beine zu stellen, wie es sei The Dark Knight in Mode gekommen ist und seine Fortsetzung bei James Bond (Skyfall) oder Superman fand (Man of Steel). In dieser Version hat „John Tarzan“, ein englischer Lord, durch seine Herkunft als Dschungelkind Berühmtheit erlangt, derer er sich nun schämt.  Er ist ein „gebrochener Held“ ohne Bruch.

Das Problem ist, dass der ganze Film nie die Tiefe erreicht, die er will. Dramaturgisch ist die Handlung ebenfalls nicht konzentriert genug, um Spannung zu erhalten oder entstehen zu lassen.  Tatsächlich ist der Plot recht simpel: Um an die Diamanten eines eingeborenen Stammes zu kommen, lädt der klischeehafte Bösewicht Leon Rom (Christoph Waltz) Tarzan nach Kongo ein, um ihn dort zu fangen und dem Stammesführer auszuhändigen, der sich an Tarzan rächen will. Mehr Charme und Boshaftigkeit hätten der Figur gutgetan.

Begleitet wird Tarzan von Samuel L. Jackson und Jane, die recht früh von Waltz gefangen wird und ihn in Gefangenschaft mit „schlagfertigen“ Sprüchen bombardiert, die sie so klingen lassen, als sei sie 14, oder als hätte es nur eine erste Drehbuchfassung gegeben, die nie verändert wurde. Auch einige Dialoge zwischen Tarzan und Samuel L. Jacksons Figur klingen so.

Abgerundet wird der Film von einer Musik, die so klingt, als hätte jemand versucht, Hans Zimmers Musik mit  „Hearts of Courage“ zu mischen, CGI-Tieren wie z.B. einem Schmetterling, Gorillas oder schließlich Krokodilen, die so aussehen, als hätte man für das Remake von König der Löwen geübt, und Szenen, in denen „Eingeborene“ den westlichen Helden zujubeln.

Soweit, so gut. Was hätte man anders machen können, um den Film zu retten? 

  1. Vorschlag: Eine stärkere Bösewichtsfigur. Wir machen Leon Rom lustiger, charmanter, aber auch boshafter. Er könnte in seiner ersten Szene lakonisch zuschauen, wie alles um ihn herum brutal abgemetzelt wird, statt sich hinter zwei Schilden zu verstecken, und danach eine vorbereitete Rede in der einheimischen Sprache vorlesen, die aber zum Teil für humoristische Effekte Fehlübersetzungen enthält. Danach könnte er sich immer noch mit dem Häuptling unterhalten und ggf. seinen Kettentrick vorführen.
  2. Vorschlag: Der Sidekick bekommt Fähigkeiten. Samuel L. Jacksons Figur wird als guter Schütze präsentiert.  In einer Szene werden er und Tarzan von Gorillas angegriffen. Nachdem Tarzan von einem davon verprügelt wurde, hätte er seine Fähigkeiten zeigen können und alle anderen erschießen, um seine eigene Haut und das Leben seines Freundes zu retten. Das hätte auch ihre Freundschaft auf die Probe gestellt und zu zusätzliche Spannung geführt.
  3. Vorschlag: Janes „schlagfertigen Sprüche“ verschwinden genau wie Leon Roms Besessenheit mit ihr.  Stattdessen könnte er sie mit den Eingeborenen als Geiseln unter Druck setzen, mit ihm zu schlafen, wodurch tatsächlich Spannung entsteht. In der Szene, in der sie für ihn schreien soll, könnte er auch dafür sorgen.
  4. Vorschlag: Wir stellen dem Bösewicht drei Handlanger zur Seite, einen schlauen, einen starken und einen trotteligen.
  5. Vorschlag: Tarzan opfert sich, um Waltz‘ Plan zu vereiteln, indem er sich dem Stammesführer stellt und den Kampf verliert, da er am Vortag von einem Gorilla verprügelt wurde (!).
  6. Vorschlag: Wir verzichten auf das Klischee, dass der Held am Ende scheinbar tot ist.
  7. Vorschlag: Wir verzichten auf die Szenen, in denen Christoph Waltz Jane stalkt.
  8. Vorschlag: Wir verzichten darauf, dass Waltz‘ Handlanger Tarzan mit Affengeräuschen provozieren.
  9. Vorschlag: Samuel L. Jacksons Figur opfert sich auf. Die wichtigsten Nebenfiguren sterben.
  10. Vorschlag: Die westliche Macht (Belgien) hat am Ende gegen die Einheimischen zu gewinnen. Alles andere widerspricht der inhärenten Tragik des Kolonialismus. Der Einzelne scheitert gegen die Vielen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen