Bisher wurde immer bloß das Wort erwähnt. Falls jemand sich
fragt, was es heißt, und zu faul zum Googlen ist, darf er sich jetzt genüsslich
zurücklehnen und lesen. Was meint JA bloß immer, wenn er von Fokalisierung
spricht?
Der Begriff geht auf Gérard Genette zurück. In „Die Erzählung“ beschreibt er die F. als Aufteilung von Wissensständen zwischen Figuren untereinander und zwischen Figuren und Zuschauern.
Da Filmtheorie mit etwas Spaßigem wie Film
aber auch etwas Sprödem wie Theorie zu tun hat, kann logisches Denken ganz
nützlich sein. Es wird also unterschieden:Der Begriff geht auf Gérard Genette zurück. In „Die Erzählung“ beschreibt er die F. als Aufteilung von Wissensständen zwischen Figuren untereinander und zwischen Figuren und Zuschauern.
- Interne Fokalisierung: Man weiß, was Figur XY weiß.
- Externe Fokalisierung: Man weiß nicht, was Figur XY weiß.
- Nullfokalisierung: Zwischen verschiedenen Wissensständen von Figuren wird hin- und hergewechselt.
- Multiple Fokalisierung: Ein Ereignis wird aus versch. Perspektiven gezeigt.
Wenn man nicht mag, kann man gern darauf verzichten, sich
weiter damit zu beschäftigen und einfach sagen: „Jeder Film, den ich kenne, ist
ja dann nullfokalisiert.“ Bestimmt. Zumindest, wenn man nur narrative Filme
schaut. Interne oder externe Fokalisierung über einen ganzen Film hinweg kommen
selten zum Einsatz. Wem aber nicht reicht, bei jedem Kinobesuch eine Nullf.
festzustellen, wird auffallen:
- Bestimmte Figuren können extern, andere intern fokalisiert werden.
- Die Fokalisierung von Figuren kann von Szene zu Szene variieren.
- Ist nicht jede Exposition eine Bewältigung einer externen Fokalisierung?
Zu letzterem: Ja, am Anfang eines jeden Films ist es
zwangsläufig der Fall, dass man die Figuren noch nicht kennt. D.h. jeder Film
fokalisiert selbst die Identifikationsfiguren (den Fokalisator) anfangs extern.
Das verlangt/fordert Kreativität bei der Exposition.
Wozu F. nützlich ist, ist naheliegend genug, dass es mir
reicht, es kurz anzuschneiden. In vielen Dramen liegt der Konflikt in einer
Wissensungleichheit, am Ende steht die Aufdeckung einer Wahrheit. Das ist
nichts anderes als? Fokalisierung. Missverständnisse mit hoher dramatischer Wirkungskraft sind
auch was? Fokalisierung. Nachvollziehbare Beweggründe für falsche Annahmen. Außerdem kann durch F. das Verhältnis von Figuren zueinander ausgestaltet werden, wobei die unwissende Person meist den Kürzeren zieht. Connerys Bond ist ein gutes Beispiel für eine dominante, extern fokalisierte Figur.
Hier verweise ich auf einen Online-Artikel, der die
Fokalisierung bereits schön erklärt und noch ein bisschen Narratologie
anschneidet. David Bordwell („DB“) hat der Narration im Film ein eigenes Buch
gewidmet, da kann ich gar nicht erst versuchen, mit einem paarseitigen Blogpost
mitzuhalten.
JAH
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