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Samstag, 10. Februar 2024

Loriot in Spielfilmlänge

 

Ödipussi

 

Paul Winkelmann ist Geschäftsführer des Stoff- und Möbelgeschäftes Winkelmann & Sohn, das er nach dem Tod seines Vaters weiterführt. Er lebte bislang unter der Obhut seiner Mutter Louise, die ihn umsorgt wie ein Kind und nicht verstehen kann, warum sich ihr Sohn eine eigene Wohnung genommen hat. Eines Tages erscheint die Psychologin Margarethe Tietze als Kundin in seinem Möbelgeschäft. Er entwickelt Interesse für sie.

In seinem ersten Spielfilm beraubt Loriot uns eines vierten und fünften Aktes. Der Film über einen Endfünfziger, der gerade bei seiner Mutter ausgezogen ist, und dann eine Psychologin kennenlernt, endet etwas überfrüht, ohne das Problem zu lösen.

Unterbrochen wird die Geschichte zudem von einer Italienreise, bei der der Humor nichts mehr mit dem Thema des Films zu tun hat. Es wirkt wie eine Sequenz aus einem anderen Film, wenn nicht aus Loriots Sketch-Comedy-Sendung.

Auch wird nicht geklärt, warum sich Loriot in Evelyn Hamann verliebt, bzw. erst Recht, warum sie sich in ihn verliebt; der einzige Grund ist vermutlich, dass er Loriot ist und sie Evelyn Hamann.

Loriots Fernsehsendung war definitiv sein Magnum Opus. Für sein Spielfilmdebüt hätte er vielleicht nicht als alleiniger Drehbuchautor fungieren sollen, sondern einen Dramaturgen hinzuziehen müssen, der beim Übergang vom Sketch- zum Spielfilmformat hilft. Denn: Wir können ein paar Minuten über einen Herrn mit einer Nudel auf der Lippe lachen, aber 90 Minuten lang auf seiner Seite sein? Dafür bräuchten die Figuren etwas, was uns für sie gewinnt; natürlich gilt das auch für Evelyn Hamanns Figur, vor allem aber für Loriots.


Pappa Ante Portas ist ähnlich gut, hat aber ähnliche Probleme.

Buster Keaton hat gezeigt, was passieren kann, um das Problem zu lösen. Loriot hätte das Thema des Films analysieren sollen, um dann einen roten Faden für die Entwicklung auszumachen und gemäß der Diskussion des Themas des Films Gags und sketchartige Szenen zu entwickeln.

Nach zwei Langfilmen hatte Loriot anscheinend kein Interesse mehr am Kino. Der Spielfilm war nicht sein Medium. Das Fernsehen und kurze Sketche über Personen, die sich sehr ernst nehmen und um Würde bemühen, aber in echt Witzfiguren sind, geschrieben, geführt und gespielt von einem Mann, der Würde ausstrahlt, sich selbst aber mit einem Augenzwinkern betrachtet, schon eher.

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JH

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