Black Swan
Bühnentänze im Film umzusetzen ist grundsätzlich
problematisch. Von Fans dieser Kunstformen wird es daher geradezu verpönt, wenn
Filme diese nicht adäquat umsetzen – nur gibt es hierzu keine Formel.
Bewegungslos abgefilmte Bühnentänze, die deren Fans zufriedenstellen, sind wiederum
tabu für (Spiel-)Filmemacher, sind sie doch nicht filmisch.
Black Swan
wählte eine interessante Methode, das Ballett auf die Leinwand zu bringen: Mit
schnellen aber flüssigen Bewegungen tanzt die Kamera wie eine Ballerina um die
Tänzerinnen, verringert den Ausschnitt auf einzelne Körperteile im Tanz oder
wählt das P.O.V. der Tänzerin. Teilweise gelingt es so auch, ein
Schwindelgefühl zu suggerieren, als hätte sich nicht Nina, sondern man selbst
mehrfach gedreht.
Damit wird selten der ganze tanzende Körper gezeigt und
ebenfalls selten das Gesamtgeschehen auf der Bühne. Es ist schließlich ein
personalisierter Film, der seine Protagonistin begleitet – der Kameramann ist
kein Teil des Ballettpublikums, und wer Ballettfan ist, sollte eher ins Ballett
gehen, als in einem Film dieselbe Erfahrung zu erhoffen.
Die Handlung ist grundsätzlich wie die Figurenanlage
stereotyp. Um Klischees zu umschiffen,
setzt der Film auf ein Besetzungskonzept, in dem die Schauspieler unauffällige
Facetten der Figuren verkörpern. So wird auch der notwendige Wandel der
Protagonistin kaum vollzogen, kann aber entsprechend nachvollziehbar gestaltet
wirken.
Im letzten Drittel werden die provozierten Affekte noch
stärker eingesetzt und Nina bekommt immer stärker Halluzinationen. Der
ungewöhnliche Film einer dramaturgisch halboffenen Form versucht hier sehr
offenkundig, das Publikum anzuregen, sich Gedanken zu machen, welches
Vorkommnis sich tatsächlich ereignet und welches Ninas Phantasie entspringt.
Damit drohen die Ereignisse (der Psychothriller bedient sich dabei Elementen
des Horrors) jedoch auch an Relevanz zu verlieren, wenn doch ohnehin erst
aufgelöst werden muss, ob es tatsächlich in der Diegese stattgefunden hat, oder
doch nur Einbildung war.
Der zunehmend affektorientiert werdende Psychothriller
stellt das Ballett, was fein und grazil aussehen soll, als wahre Knochenarbeit
dar. An der Erarbeitung des Stücks begleitet er die junge Nina bei ihrer
Entwicklung von einem Mädchen zur jungen Frau – eine Entwicklung, bei der
Sexualität eine Rolle spielt, wie auch das Verhältnis zur beschützenden bis
kontrollsüchtigen Mutter. Der dabei einbezogene schwarze Schwan, der Nina, dem
weißen Schwan, szenenweise zur Seite gestellt wird, erhält dabei nur eine
nebensächliche Rolle.
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JAH
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