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Sonntag, 24. Dezember 2023

Der Film des Jahres?

 Oppenheimer

 

Ghanaisches Poster

Für viele ist Christopher Nolans neuer Film der Film des Jahres. Teilweise wird er sogar als der beste Film des Regisseurs bezeichnet. Auch ich hatte Hoffnungen für den Film. Ich hatte erwartet, dass Nolan wie in Dunkirk verschiedene Erzählebenen mit unterschiedlicher Länge per Montage verknüpft, nicht aus diegetischer Motivation heraus, sondern aus rein dramaturgischen Gründen.Sollte ich Recht behalten? Oder sollten meine erwartungen sogar übertroffen werden?


Weder noch. Stattdessen findet die Handlung prinzipiell auf zwei Ebenen statt: Die Anhörung Oppenheimers und die Anhörung Strauss‘. In diese werden Rückblenden eingefügt, die relativ chronologisch Oppenheimers Jugend, das Manhattan-Projekt und später Antikommunismus behandeln.

Der Film ist viel in Nahaufnahmen erzählt. Wie für Nolan üblich stellt er oder setzt er seine Figuren an fixierte Orte, um die Szenen dann aus Einzelaufnahmen der Personen zusammenzuschneiden. Stand-and-Talk und Walk-and-Deliver. Soweit nichts Neues für Nolan.

Unkonventionellere Elemente, die genutzt werden, sind etwa Sexszenen mit für Amerika unüblich entblößten weiblichen Brüsten, und Visionen. Die Visionen reichen dabei von solchen, bei denen Kitty, Oppenheimers Frau, sich Oppenheimer in der Anhörung vorstellt, wie er nackt Sex mit seiner Affäre Jeanne hat, die Kitty plötzlich direkt in die Augen starrt, und später Oppenheimers wiederkehrende Visionen von nuklearer Zerstörung in Form von grellem Licht, spröden, verkohlten Körpern eines Opfers, auf das Oppenheimer versehentlich tritt, schmelzender Haut, und dem Sounddesign. Außerdem werden gelegentlich Animationen von Neutronen, Kettenreaktionen, Explosionen etc. hineingeschnitten, die aber nicht dem Verständnis der angesprochenen Vorgänge dienen.

Für einen Film über einen so komplexen Menschen, komplizierte physikalische und ethische Fragen, politische Intrigen, soziale Verbindungen etc. bleibt der Film überraschend oberflächlich. Bei Nolan sollte einen das vielleicht nicht mehr wundern. Die Mittel, derer sich Nolan bedient, sind relativ primitiv und erinnern eher an Experimente von Studentenfilmen als an Mittel, derer sich der renommierteste Filmemacher unserer Zeit bedienen sollte. Das gleichnamige Theaterstück, das auf einem anderen Text beruht, ist mir letztendlich doch lieber.

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JH

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