Kill the Irishman
Kill the Northern Irishman |
Von vielen Direct-to-DVD-Produktionen, meistens B-Movies
oder schlimmer, ist diese hier eine überraschend beachtenswerte. Sie erzählt
die Geschichte Danny Greenes.
Interessant ist, dass eine dramatische Struktur besteht; der
Film wird zu einer Mischform aus epischem und geschlossenem Drama. Die
biographisch anmutende episodische Erzählung am Anfang entpuppt sich als I.
Akt, es folgt ein II., an dessen Ende ein Kopfgeld auf Danny aufgesetzt wird.
Die Dynamik, die dazu führt, ist dabei flüssig und resultiert aus dem
episodischen Erzählstil, wird in den folgenden Ereignissen aber kohärenter.
Höhepunkt ist Dannys Treffen mit Tony Salerno (P. Sorvino),
Boss einer New Yorker Mafiafamilie. Dieser wurde schon vorher vom lokalen Capo
eingeschaltet, da dieser das Problem, den Iren zu töten, nicht zu bewältigen
schafft; letztendlich soll damit auch der Umschwung geschehen. Danny war seinen
Gegnern überlegen, hat aber genug und möchte einen Neuanfang. Er bietet Fat
Tony einen Deal an. Es ist das Treffen der gegensätzlichen Kräfte, der höchsten
Person in der Hierarchie der Mafiafamilie, mit der Danny ein Problem hat.
Danach kippt das Kräfteverhältnis zugunsten der Mafia, sie
schalten Dannys Verbündete aus; Danny wird in die Ecke gedrängt und verliert
den Willen, den Kampf, aus dem es ohnehin kein Entkommen gibt, weiterzuführen.
Danny wird von R.
Stevenson verkörpert. Ein markanter Typ voller Ausstrahlung, nicht nur
körperlich beeindruckend. Um ihn einzubinden, wurde er anfangs extern
fokalisiert und Zugang durch den von V. Kilmer gespielten Joe Manditski
hergestellt. Diese Rolle bleibt aber klein, so wie keine andere über längere
Zeiträume konstant präsent bleibt – außer der Protagonist. Nachdem man ihn
kennengelernt hat, seine Selbstsicherheit versteht, seine Prinzipien, an die er
sich hält, verschwindet der Zugang zunehmend. Manditski nähert den Zuschauer
durch Voice-Over an Danny an, was irgendwann unnötig wird und vorübergehend
verschwindet; erst am Ende werden bestimmte Ereignisse wieder durch den
Polizisten kommentiert. Hier wurde Dannys Fokalisierung bereits intern.
Dabei wird er nicht glorifiziert (nur ein bisschen). Dannys
Frau Joan etwa, eine positive Figur, verlässt ihren Mann, der zunehmend ins
Gangstergeschäft involviert ist. Entsprechend der epischen Elemente ist (nicht
nur) der Protagonist grauschattiert statt schwarzweißgezeichnet. Viele Szenen,
in denen Bomben explodieren, werden aneinandermontiert und mit zeitgenössischer
Musik unterlegt. Diese Dynamiken, Dramaturgie und Fokalisierung, aber auch die
prominente Besetzung zeigen die Ambitionen des B-Movies, das sich in Struktur
und Ästhetik als Erbe des New-Hollywood-Kinos präsentiert, ohne dieses bloß
nachzuahmen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen