La La Land
Ryan Gosling (re.) und Emma Stone in einem ihrer schönen Kleider (li.) |
Filme, die Hollywood poetisieren, romantisieren und
kritisieren, scheinen recht regelmäßig größeres Interesse der Oscar®-Jury
gewinnen zu können. Bis auf dieses Milieu hat La
La Land aber doch noch genug Dinge zu bieten, für die sich ein
Kinobesuch lohnt. (Ja, klare Empfehlung. Überrascht?)
Der POV
Das erste Bild, das La
La Land nach etlicher Werbung und Trailern zeigt, ist putzig genug, um
mich auf seine Seite zu ziehen. Nachdem das erste Eis gebrochen ist, kann LLL
nun zeigen, wie der Hase läuft, und legt gleich mit einer ordentlichen
Plansequenz los (scheint in Mode gekommen zu sein…), über die die erste
Musicalnummer gefilmt wird. Am Ende der Szene treffen die Protagonisten das erste
Mal aufeinander. Nach dem Aufeinandertreffen, dass recht kurz und ruppig
ausfällt, wird Mia (Emma Stone) zum Fokalisator (ungegendert 4ever), bis sie
ein zweites Mal auf Sebastian (Ryan Gosling) trifft – und wir zurück zum ersten
Aufeinandertreffen gehen, bevor wir den Ausgang des zweiten erfahren, nur dass
nun Sebastian begleitet wird.
Für mehr ist es noch zu früh. Ganz behutsam, fast schon
schüchtern baut sich die Romanze auf. Erst nach dem dritten Treffen – wir sind
bereits im 2. Akt – macht sich, sagen wir, so etwas wie Zuneigung bemerkbar.
Fokalisierungsprobleme
Diese Fokalisierung bringt aber auch Probleme mit sich.
Externe, interne und Nullfokalisierung vermischen auf eine nicht ganz
glückliche Weise, dass auch der eine oder andere Moment kommt, in dem eine der
grundsätzlich sympathischen Figuren auf Ablehnung der Zuschauer stoßen könnte.
Zugangsschwierigkeiten, wo sie nicht sein sollten. Überraschende Fremdheit. Distanzierung.
Ob das Chazelle anzukreiden ist, dessen Schauspielführung ansonsten wenig zu
wünschen übrig lässt?
Persönliche Notiz: Gosling gefällt mir hier erstmals mehr
als in einem vorher gesichteten Film von ihm, anders gesagt: Je mehr ich vor
LLL von ihm sah, umso weniger interessant/ansprechend fand ich den Darsteller.
Und Emma Stone? Emotionen stark zeigen heißt nicht, starke Emotionen zu
zeigen. Über die größten Strecken fand
ich das Leinwandpärchen dann doch angenehm zu verfolgen.
All das soll natürlich nur die Probleme einbeziehen. Auf der
anderen Seite gelingt dem Film hingegen deutlich mehr, als ihm misslingt. Emma
Stones schöne Kleider, die verträumt-romantischen Protagonisten, nicht zu
vergessen die ganzen Ohrwürmer; und ohne treffsicheren Humor würde der Film mich kaum auf die Seite seiner Anhänger ziehen können.
Gespiegelt werden einige Momente des 2. Aktes natürlich im
3., gegen Ende (da sie im 2. Eher am Anfang sind); sowie einige Momente des 1.
Aktes (gerade auffällig bei den besten Momenten des Films, die Auftritte des
J.K. Simmons) im 4. und finalen Akt.
(Spoiler: Am Ende haben beide den gewünschten Erfolg und
eine Liebe für immer. Ein Tee-Ende: Es muss ein paar Minuten ziehen.)
Fazit
Erwähnenswert ist natürlich noch, wie koheränt die
Gesangsszenen sich mit „normalen Handlungsszenen“ vermischen – die „“ daher, da
die Unterscheidung so nur ein theoretisches Konstrukt sein kann, weil das in
LLL so flüssig gelingt. Nie wirkt es, als halte der Gesang die Handlung auf –
worauf Regisseur Chazelle wertlegte. Das darf/muss schon als gelungen anerkannt
werden. Zudem spürt man eine Leidenschaft Chazelles für den Musicalfilm – zwar
ist er nicht so zitierfreudig und anspielungsreich wie etwa Hail, Caesar!, dafür ist die
nostalgische Liebe zu dieser Art von Film unübersehbar eingeflossen – deren
Äquivalent in einer Meta-Betrachtung Sebastians Leidenschaft für den Jazz zu
sein scheint. Und Leidenschaft zu versprühen führt nach Mia zu Erfolg. Gewiss
wird es nicht nur die Leidenschaft dafür sein, sondern auch systematische
Arbeit, wie etwa der ausgewogene Umgang mit dem CineScope, dafür würde eine
gewiss verdiente Auszeichnung mit wichtigen Branchenpreisen Mias These
vielleicht nicht bestätigen, aber immerhin doch bekräftigen. Ohne andere
Kandidaten gesichtet zu haben, würde ich auf La
La Land setzen.
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JAH
David
Bordwells Beiträge zum Film: Observations on film art : How LA LA
LAND is made und Observations on film art : LA LA
LAND: Singin’ in the sun
Interview mit Regisseur, Komponist und Hauptdarstellerin: http://guru.bafta.org/la-la-land-film-qa
PS: Sorry, ich mag es selbst nicht, in einer Kritik zu einem
Film andere einzubeziehen.
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