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Autor von Miß Sara Sampson im Alter von 26 Jahren
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Lessing zwischen
Theorie und Praxis
„Bei Lessing ist die Theorie
praxisbestimmend.“- Reinhard Meyer
Der Gedanke, Lessing habe als
praktischer Dramatiker und Dramentheoretiker Erkenntnisse aus dem einen Bereich
in seine Arbeit im anderen fließen lassen, ist durchaus naheliegend. Allerdings ist die These laut Meyer eine Fehlannahme. Hat Lessings Theorie also keinen Einfluss auf Lessings Praxis?
Emilia Galotti nach der Hamburgischen Dramaturgie
zu interpretieren, sei bspw. unmöglich, da die Dramaturgie verschiedene Theorien beinhalte. Angesichts der gängigen Annahme, Emilia Galotti sei als Versuch Lessings,
seine Theorie in Praxis umzusetzen, ist diese Aussage überraschend. Womöglich lässt sich
aber doch die eine oder andere theoretische Überlegung praktisch in Lessings
Dramen umgesetzt wiederfinden.
Im 48. Stück der Hamburgischen Dramaturgie vom 13. Oktober
1767 begründet Lessing, weshalb er ein bestimmtes dramaturgisches
Stilmittel einem anderen vorzieht: Die dramatische Ironie der Überraschung. Lässt sich von dieser Theorie etwas in der
Praxis wiederfinden? Oder folgt eine solche Interpretation bloß dem Belieben des Interpreten? Anhand der Fokalisierung in
Lessings Miß Sara Sampson werde ich für diesen Einzelfall untersucht werden, inwieweit Lessings (spätere)
Theorie mit seiner (früheren) Praxis übereinstimmt. So zieht Lessing in der
Theorie die dramatische Ironie der Überraschung vor, was durchaus an Hitchcock
erinnert, bei dem von Suspense die
Rede ist.
Warum kann bei Lessing rückblickend von Suspense im Sinne
Hitchcocks die Rede sein? Wendet Lessing Suspense zur Spannungserzeugung in Miß Sara Sampson an? Und wenn ja, wie?