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Sonntag, 7. April 2024

Hitchcock vs. Lessing (2/2): „Es ist keine Kunst, alte Weiber zum Heulen zu bringen.“

 

 
Damit die Leser die Übersicht behalten - anders als Lessing. 
 

Lessings Problem in der Nullfokalisierung

Nachdem wir uns in Teil 1 der Theorie und ihrer Vorteile gewidmet haben, beleuchten wir hier die Probleme.

Der besondere Reiz der nullfokalisierten Erzählung liegt im Wissen des Zuschauers über die verschiedenen Motivationen der Charaktere, sodass es zu Missverständnissen mit großem dramaturgischem Gewicht kommen kann. Sie verlangt allerdings auch, dass die Erzählung die Übersicht über die Wissensstände aller Charaktere behält. Andernfalls könnten Handlungslücken auftreten, die, wenn sie auffallen, bewirken, dass der Zuschauer distanziert wird, mit Lessings Worten, seine Anteilnahme geringer ausfällt. Ein solches Problem tritt auch in Miß Sara Sampson auf und soll nun, wie auch Lessings Versuch, es zu kaschieren, hier beschrieben werden.

Gegen Ende offenbart Marwood Sara ihre geheime Identität und dringt „mit tötender Faust“ auf sie ein. Sara flieht. Es folgt die Szene, in der Marwood beschließt, ihr Gift gegen Sara einzusetzen. Ende des IV. Aktes. Am Anfang des V. Akt kommt Sara nach einer Ohnmacht wieder zu sich. Was ist passiert? 

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Was fangen wir denn jetzt mit Kassovitz an?

 


La Haine und das Erbe der Nouvelle Vague

La Haine zeigt einen Tag aus dem Leben der in den Banlieues lebender Jugendlichen Vinz, Hubert und Saïd. Vor dem Hintergrund sozialer Spannungen hat sich Vinz eine verlorengegangene Polizeipistole zugelegt, mit der er vorhat, als Zeichen seines Widerstandes einen Polizisten zu erschießen, nachdem in der Nacht zuvor, in eskalierten Protesten, einer ihrer Freunde von der Polizei lebensgefährlich verletzt wurde. In dieser groben Handlungszusammenfassung zeigt sich bereits der Einfluss der Nouvelle Vague.

Freitag, 15. Dezember 2023

Dramaturgie der Nebenfiguren

 The Message (Mohammed, der Gesandte Gottes)

 


Handlungsumriss

Mohammed, der Gesandte Gottes folgt dem Leben des islamischen Propheten Mohammed von seinem 41. Lebensjahr an. Der Erzengel Gabriel erscheint Mohammed mit einer Nachricht Gottes. Infolge dessen verbreitet Mohammed die Lehren des Islam, die sich außer die Religion auch gegen die Kultur und Tradition Mekkas richten. Seine Anhänger werden verspottet, misshandelt, gefoltert, vertrieben, und fliehen, erst nach Abessinien, und nach einem misslungenen Mordanschlag auf den Propheten schließlich nach Medina. Als Mekka das Hab und Gut der geflohenen Moslems beschlagnahmt und in Damaskus verkaufen will, kommt es zum Krieg zwischen den Städten, wobei das Glück zunächst auf Seiten der zahlenmäßig unterlegenen Moslems, wobei sich das Blatt bald auch wendet. Nachdem ein Friedensvertrag zwischen beiden Parteien gebrochen wird, vereint Mohammed ganz Arabien hinter sich, umzingelt Mekka mit seinen Truppen und nimmt es schließlich kampflos ein. Vom Tod des Propheten spannt der Film schließlich einen weiten Bogen zum Islam der Gegenwart.

So weit, so gut. Wüstenfilme und Epen sind dem Kino der 1970er Jahre hinlänglich bekannt. Doch gibt es für eine konventionelle Narration ein kleines Problem: Der Prophet Mohammed darf nicht gezeigt werden, ohne auf Ablehnung der islamischen Welt zu treffen. Ein Problem, das eine interessante Herausforderung bietet, der mit verschiedenen Lösungsstrategien begegnet wird.

 

Dienstag, 28. Februar 2023

Christoph waltzt ins Büro

 THE CONSULTANT

Schaut bestimmt nicht "The Consultant": Christoph Waltz aka Regus Patoff

In der Vergangenheit haben Amazon-Serien desöfteren ihre Serie mit Stars besetzt wie Jean-Claude van Damme oder Hugh Laurie. Doch die Probleme dieser Serien begonnen oft auf dem Papier und setzten sich dann in der Machart fort. Jetzt spielt Christoph Waltz in "The Consultant" einen Unternehmensberater mit dunklem Geheimnis, das die Hauptfiguren zu lüften versuchen. Damit ist auch schon fast alles über die Qualitäten und Probleme der Serie gesagt.

Donnerstag, 3. Dezember 2020

In-depth-Analyse: Moderne und elegante Narration

Sex und Gewalt in Thunderball

Um die Darstellung von Gewalt und Sex zu analysieren, teilen wir Narration hier in Handlung, Plot und Nutzung der technischen Eigenheiten des Kinos auf.  Nach David Bordwell sei die Narration im fiktionalen Film der Prozess, bei dem des Zuschauers gedankliche Konstruktion von Zusammenhängen in der Diegese (die fiktionale Welt, kn der die Handlung spielt) von der Interaktion zwischen der Plot (Dramaturgie) und der systematischen Nutzung der Filmtechnik gelenkt werde. Diese konstruierten Verbindungen fänden zwischen Kausalität, Raum und Zeit statt. Zur Kausalität zählten abstrakter auch Parallelismen dazu, bei denen die Verbindung allerdings nicht diegetisch kausal ist.

 

 

Die Darstellung von Sex und Gewalt in Thunderball

Thunderball ist der vierte Teil der James-Bond-Filmreihe und wurde im Jahr 1965 veröffentlicht. Der S.P.E.C.T.R.E.-Agent Emilio Largo (Adolfo Celi) stiehlt mit seinen Handlangern ein mit zwei Atombomben ausgestattetes Flugzeug, um die Nato zu erpressen. Geheimagent James Bond 007 (RIP Sean Connery, einer der 5 größten leading men der Filmgeschichte) spürt ihn auf den Bahamas auf, begibt sich auf die Suche nach den Bomben und kann seinen Gegner schließlich noch rechtzeitig stoppen. Eine vage Zusammenfassung der Filmhandlung sollte dabei ausreichen. Die einzelnen Handlungsepisoden sind eher lose miteinander verknüpft. Zwar weist die Handlung sequenzübergreifend durchaus Kausalität auf, jedoch ermöglicht die hier spezielle Form der Dynamik des Handlungsentwicklungsverlaufs auch eine eher isolierte Betrachtung der jeweiligen Handlungsschritte.

Hintergrund: Produktionsbedingungen für interessante Ideen

 

In den sechziger Jahren befand sich die US-amerikanische Filmindustrie in einer Phase des Umbruchs. Sie war gezwungen, auf die Veränderungen in dieser Zeit zu reagieren. Hierzu wurde u.a. in den Filmen der Einsatz visueller Reize verstärkt. Die Reaktionen auf die wirtschaftliche Situation waren somit auch künstlerischer Art.

In Korrelation dazu nahm die Macht der Filmkontrollbehörde ab, wodurch im klassischen Hollywood noch tabuisierte Themen in populäre Filme einzogen. Da sich die Filmkontrolle vor allem gegen Sex und Gewalt in Filmen richtete, wurde beides in der Folgezeit zunehmend direkter dargestellt. Resonanzstarke Filme, die sich in dieser Entstehungssituation als Produkte ihrer Zeit zeigen, waren die auch mit ihren Markenzeichen Sex und Gewalt populär gewordenen James-Bond-Filme, die zu den international erfolgreichsten britischen Filmen des Jahrzehnts gehörten.

Passenderweise bietet der erfolgreichste, Thunderball,  ein interessantes Beispiel für die Darstellung von Sex und Gewalt in dieser Situation: Durch die zu den USA unterschiedliche Arbeit der Filmkontrollbehörde im Vereinigten Königreich war für britische Produktionen ein  offenerer Umgang mit Themen und Motiven möglich, die in Hollywood, ggf. zumindest teilweise, noch problematisch waren, da die dortige Filmkontrolle durchaus noch aktiv arbeitete. Daher wird in diesem zweiteiligen Artikel analysiert werden, wie Thunderball Sex und Gewalt vor dem Hintergrund seiner Produktionsbedingungen darstellt, denn das Interesse gilt auch dem Verhältnis, d.h. dem Ineinandergreifen und den Spannungen, von diesen und der Ästhetik der Filme.

Bei der Gestaltung seiner Gewalt- und Sexszenen bewegt sich der Film im Spannungsfeld zwischen konventionsgemäßer und offensiver Darstellung, mit der er auf der Welle der Zeit sein, aber zugleich ein etwaiges Einschreiten der Filmkontrolle antizipieren kann.  Thunderball hält sich bei seiner Darstellung an die Konventionen, geht dabei aber unkonventionell vor. Dadurch, dass der Film von Filmtheoretikern und -historikern bislang kaum betrachtet oder aber nur im Zusammenhang mit seinem finanziellen Erfolg als britischer Film mit dem höchsten Einspielergebnis der Sechziger erwähnt worden ist, wird zusätzlich das Problem einer repetitiven Forschung vermieden, bei der kanonisierte Filme immer wieder unter denselben Gesichtspunkten untersucht werden, wegen derer sie kanonisiert wurden.

 

Freitag, 4. September 2020

Christopher Nolans James Bond

 

Protagonist und Nebenfigur in Christopher Nolans neuem Film 


Vor einigen Jahren gab es Gerüchte, Christopher Nolan würde den nächsten James-Bond-Film drehen. Wie ein Spionagefilm von Nolan aussehen würde, stellt er nun in seinem neuen Film zur Schau: Hier gibt es Bond-typische Szenen, in denen der Protagonist, Protagonist, eine Reihe Handlanger ausschaltet, vom Bösewicht zum Essen eingeladen wird (die Figuren sind alle entweder die Guten oder die Bösen), dort einige Szenen im Mission-Impossible-Stil, wo präzise getimte, unmöglich erscheinende Einbrüche gemeistert werden. Das Spionagefilmgenre wird aber mit dem Zeitreisefilm, genauer gesagt Zeitreise-Actionfilm, gemischt, bei der der Bösewicht durch die Zeit reist, um die Menschheit auszulöschen, und die Helden ihm folgen, um ihn aufzuhalten. Besonderes Gimmick bei Nolan: Die Zeitreisenden, die „Inversen“, bewegen sich rückwärts durch die Zeit.

Mittwoch, 1. Mai 2019

“This fellow Keaton seems to be the whole show”


Leser, die von mir gezwungen werden, Buster Keatons Filme zu schauen (Symbolbild)
Buster Keaton, Filmregisseur, -autor und -schauspieler, wird begeistert rezipiert. David Bordwell: "In general, Keaton was the most adept of the three great comics at using cinema technology to create gags." Nur wie? 

Samstag, 1. Dezember 2018

The perks of being a Literaturverfilmung



Vielleicht lieber morgen


Charlie ist ein introvertiertes Mauerblümchen, dessen erstes Jahr in der High school beginnt. Dort lernt er neue Freunde kennen, verliebt sich und hat seine erste Beziehung. Ein typischer Teenie-Film? Irgendwie schon. Innerhalb des Genres macht der Film aber einige interessante Dinge.

Donnerstag, 28. Juni 2018

Hitler and audiovisual storytelling in TV films


One does not simply do good visual narration in TV films...

It has been quite a time since my last blogpost here. Time to step in again with an interesting topic: TV films and their struggle in finding a way of adequate use of their video and audio track. The last time I wrote about this, I attacked this German TV film for its overuse of the audio track. To specify this argument, most of the audio track was also used as records of dialogue which makes things even worse by doing the fault of only following the characters.

Dienstag, 20. Februar 2018

What a story, Greg!



The Disaster Artist


Hoffen, einen guten Film gemacht zu haben: Dave und James Franco
15 Jahre, nachdem sein Werk The Room die Leinwände der Welt eroberte, findet sich Kultfilmer Tommy Wiseau bei der Verleihung der Golden Globes wieder. Basierend auf Greg Sesteros Buch zu den Dreharbeiten des Klassikers hat James Franco Tommy Wiseau ein Denkmal errichtet.

Freitag, 16. Februar 2018

How come, Martin McDonagh?



Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Roll credits.
Three Billboards beginnt an dem Ort, der bald ganz Ebbing aufscheuchen wird. Nicht, weil hier ein Mädchen im Sterben vergewaltigt wurde, sondern weil ihre Mutter, Mildred, Monate später drei Werbetafeln mietet, um an sie zu erinnern – und auf Kosten des krebskranken Chief Willoughby zu provozieren. Bei dieser Voraussetzung überrascht es wenig, dass es dem Film nicht an Zynismus, Witz und Komplexität mangelt.

Mittwoch, 22. November 2017

Nolan über Dunkirk


Diesmal nur wenig Text, dafür: Ein interessantes Video, in dem Christopher Nolan darüber spricht, wie er einen letzten Film fokalisiert und strukturiert hat.

Samstag, 5. August 2017

Kriegsthriller in Meeresgrün



Dunkirk
Das britische Lächeln

Der erste Teaser zu Christopher Nolans neuem Film lag ziemlich genau ein Jahr zurück, als ich gestern im Kino Dunkirk geschaut habe.  Einige der Schwächen, die ich mir aus dem Projekt erwartet habe, trafen auch tatsächlich zu. Doch beginnen wir von vorn.

Freitag, 9. Juni 2017

The Founder vs. the Founders



The Founder


Ein intriganter Michael Keaton gründet McDonald’s. Die Ausgangslage verspricht einen hervorragenden Film, kann dieses Versprechen aber nicht wirklich alten. Inszenatorisch bietet John Lee Hancocks Film dafür eine kleine aber feine Geschicklichkeit.